Blankenburg, Klosterwerk GmbH

Blankenburg, Klosterwerke GmbH („Porphyr“)

Neben Junkers suchten weitere Firmen in der Nordharzregion für ihre kriegswichtigen Produktionen Schutz vor dem Bombenkrieg, so auch die zum Krupp-Konzern zählende Kurbelwellen GmbH aus Glinde bei Hamburg. Bereits seit Mai 1935 erledigte sie in großem Umfang Rüstungsaufträge und gehörte damit zu den Firmen, die früh die Zeichen der neuen Zeit erkannt hatten. Im März 1944 beschäftigte sie mehr als 5.000 Personen mit der Herstellung von Kurbelwellen für Flugzeug- und Panzermotoren. Offenbar war die Entscheidung zur Dezentralisierung wohl schon vor den auch für die Luftwaffenindustrie verheerenden Bombenangriffen auf Hamburg gefallen. Laut Firmenbilanz vom 11. Juli 1947 sollte auf höhere Weisung schon 1943 eine Betriebsstätte zur teilweisen Produktionsverlagerung errichtet werden; ein Datum wird nicht genannt. Das Projekt dürfte erst nach Gründung des Jägerstabes die erforderliche Priorität erhalten haben. Anfang Mai 1944 erteilte das Rüstungslieferungsamt beim Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion dem Hamburger Kurbelwellen-Hersteller die formelle Genehmigung, einen Teil seiner Luftwaffenproduktion nach Blankenburg zu verlegen.

Untergebracht werden sollte sie in einem teilweise neu zu schaffenden Stollensystem um den Walter-Burchardt-Stollen, der die Grube „Braunesumpf“ bis zur Jahrhundertwende mit der angrenzenden Gießerei verband. Von diesem bestehenden Hauptstollen aus wurden rechts und links abzweigend Querstollen in den Eichenberg getrieben mit dem Ziel, im Endausbau eine unterirdische Produktionsfläche von 17.000 bis 20.000 qm zu erreichen. Das Bauvorhaben selbst trug den Decknamen „Porphyr“, der Aufnahmebetrieb wurde zunächst als „Kuha“ für Kurbelwellen Hamburg bezeichnet. Allerdings erschien er den NS-Planern zu durchsichtig, so dass ab April 1944 der Tarnname Klosterwerke GmbH Verwendung fand. Für die bergmännischen Arbeiten zeichnete die Kruppsche Bergverwaltung Goslar verantwortlich, für die Bauleitung und Koordinierung der Maßnahmen die „Einsatzgruppe IV Kyffhäuser“ der Organisation Todt; sie war auch für die Beschaffung der notwendigen Arbeitskräfte zuständig.

Das Reich verpflichtete sich, die gesamten Baukosten samt der Folgekosten für den Umzug nach Blankenburg zu tragen; der Rüstungsbetrieb sollte sie zur späteren Abrechnung auf einem separaten Konto erfassen. Die unmittelbare Nähe zum Betriebsgelände der Bergbau AG Lothringen führte zu ständigen Reibereien, unter anderem, weil die Rechte des ebenfalls für den Krieg produzierenden Nachbarunternehmens vielfältig beschnitten wurden. Streitpunkte waren die unberechtigte Ablagerung von Abraum und die Beschlagnahme von Unterkünften durch die Klosterwerk GmbH, gegen die sich die Bergbau Lothringen AG vergeblich wehrte. Bis zum Beginn der Ausbrucharbeiten diente der Walter-Burchardt-Stollen als Luftschutzstollen für die Belegschaft des Blankenburger Werkes der Bergbau AG Lothringen und des in die Stadt verlagerten Kruppschen Bodewerkes, so dass ein neuer Schutzraum zu schaffen war.

Nach mehrmonatigen Streitigkeiten über die Kostenträgerschaft verständigten sich die Parteien, den neuen Luftschutzraum auf dem Grundstück Michaelsteiner Straße 29 in Nachbarschaft des Bergbau AG Lothringen-Werksgeländes einzurichten. Am 6. September 1944 stellte die Firma den Antrag auf Ausnahme vom Bauverbot und begründete die besondere Notwendigkeit unter Verweis auf das Jägerprogramm und seine Dringlichkeit. Die Arbeiten an dem unterirdischen Stollensystem kamen erheblich langsamer voran als von der Klosterwerk GmbH erhofft. In den Monatsberichten der Bauleitung, die für die Zeitspanne von Oktober 1944 bis Februar 1945 erhalten sind, werden als Grund der Verzögerungen immer wieder Material- und Personalmangel genannt; hinzu kamen geologische Schwierigkeiten beim Ausbau. Bei Kriegsende war die Anlage „Porphyr“ zu zwei Drittel fertiggestellt. Es waren in einigen Bereichen bereits Maschinen eingebracht, doch eine Produktion fand nicht mehr statt.

Seit Beginn der Ausbrucharbeiten waren ständig weitere Arbeitskräfte unterzubringen, darunter zahllose ausländische Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge aller Herkunft. Seit Mai 1944 entstand daher in und um Blankenburg eine Vielzahl unterschiedlichster Lager, die der Klosterwerk GmbH zuzuordnen sind. Die größte Unterkunft der Organisation Todt errichtete deren Bauleitung in den „Lausebergen“, wo die Gestapo in 16 Baracken ein Internierungslager für Halbjuden und „jüdisch Versippte“ betrieb. Diese zumeist deutschen Häftlinge waren erheblichen Einschränkungen und vielfach Repressalien ausgesetzt. Drei Insassen wurden wegen Missachtung der Lagerordnung in das berüchtigte Zwangsarbeiterlager 21 der Gestapo in Braunschweig-Watenstedt eingewiesen. Im September 1944 beschäftigte die Organisation Todt etwa 800 derart ‚Internierte‘ auf der Baustelle „Porphyr“.

Anfang 1945 ging ihre Zahl drastisch zurück, vermutlich eine Folge der vermehrten Zuweisung ausländischer Buchenwald-Häftlinge. Ein Teil der Häftlinge des Lagers „Lauseberge“ wurde anschließend in das nahe Derenburg auf eine Baustelle des Geilenbergstabes dirigiert, wo ein Hydrierwerk entstand. Am 10. April 1945 wurde das Internierungslager aufgelöst; über das Schicksal der letzten etwa 60 Insassen ist nichts bekannt. Im Vorort Michaelstein befand sich das Lager „Waldmühle“, drei Baracken, in denen Einsitzende der Strafanstalt Wolfenbüttel, zumeist Polen und Belgier, untergebracht waren. Der Transport – etwa 550 Personen – soll Wolfenbüttel am 7. Juli 1944 verlassen haben.

Bereits Anfang Juni 1944 stand für die „Porphyr“-Bauleitung fest, auch KZ-Häftlinge einzusetzen; laut Protokoll der Sitzung des Stadtrates von Wolfenbüttel am 5. Juni 1944 wollte die Organisation Todt ursprünglich ungarische Juden in einem Schuppen auf einem städtischen Grundstück an der Weinbergstrasse unterbringen, das allerdings an die Militärverwaltung verpachtet war. Die OT konnte eine Freigabe nicht durchsetzen, so dass der Baubevollmächtigte der Rüstungsinspektion Anfang August 1944 von der Bergbau AG Lothringen 7.000 qm an der „Mönchenbreite“ im Stadtteil Oesig für ein KZ-Außenkommando pachtete. Die jährliche Nutzungsentschädigung betrug hundert RM. Wenige Wochen später stellte das KZ Buchenwald eine Liste mit 600 Häftlingen zusammen, die nach einer oberflächlichen ärztlichen Untersuchung für den Stollenbau in Blankenburg bestimmt waren. Kurz vor dem Abtransport setzte die SS die Zahl auf 500 herab, darunter 369 Belgier. Ursprünglich gehörten sie zu einem Transport von 825 jungen belgischen Widerstandskämpfern, der am 10. August 1944 Buchenwald erreichte. Kurz nach ihrer Verhaftung waren die „résistants“ aus verschiedenen Gefängnissen Belgiens, die nach dem Durchbruch der Alliierten in der Normandie hastig geräumt wurden, nach Buchenwald abtransportiert worden.

Am 23. August 1944 verließ der Transport Buchenwald und erreichte nach etwa dreißigstündiger Eisenbahnfahrt Blankenburg. In Gruppen von je hundert Mann, in Dreierreihen, eskortierten SS-Männer sie zum Lager, nicht mehr als ein stacheldrahtumzäunter Platz. Bis auf die hölzerne SS-Baracke stand kein Gebäude; die Häftlinge mussten zu ihrer Unterkunft über das gesamte Lagergelände verteilt 45 Rundzelte aufstellen. Sie schliefen auf einer Strohschüttung, die Köpfe zur Außenseite, die Füße zur Mitte. Erste Steinbaracken, von Häftlingen unter der Anleitung deutscher Handwerker gebaut, waren erst Mitte Oktober 1944 „bezugsfertig“. Dort wurden je 33 KZ-Arbeiter in einer „Stube“ mit dreistöckigen hölzernen Bettgestellen untergebracht.

Am 26. August 1944, dem Tag nach ihrer Ankunft, wurden die Häftlinge in einer Art Sklavenmarkt verschiedenen Baufirmen zugeteilt. Albert van Hoey, Insasse des Blankenburger Außenkommandos der „Klosterwerke“, erinnert sich: „Wir mussten uns nach der üblichen Methode zum Appell aufstellen. Dann kamen die Meister von verschiedenen Betrieben, um sich ‚Sklaven‘ auszusuchen“. Zum Ort der Zwangsarbeit führt van Hoey aus: „Haupteinsatz wurde das Auffahren eines Stollensystems im (…) Eichenberg, ausgehend von einem alten Tunnel. Dieser diente einst zum Transport von Eisenerz aus der Grube ‚Braunesumpf‘ an der Südseite des Berges zu den Hochöfen in Blankenburg an der Nordseite“. Ein Großteil der Häftlinge teilte die SS dem Kommando „G“ zu, das in Tag- und Nachtschicht im Stollenbau eingesetzt war.

Van Hoey gehörte zunächst zum Kommando „K“ (möglicherweise von KZ), das die Steinbaracken baute und weitere Infrastrukturmaßnahmen leistete, wie die Herstellung der Wasser- und Elektrizitätsversorgung sowie das Entladen von Güterwaggons im nahe gelegenen Bahnhof Regenstein. Die Häftlinge im Stollenausbruch hatten feste Arbeitszeiten. Sie marschierten um sechs Uhr in der Frühe ab und kehrten um 18.00 Uhr zurück. In völlig zerschlissener Kluft legten sie die etwa 1 1/2 Kilometer zwischen dem Lager und dem Mundloch des Stollens zurück. Unter strengster SS-Bewachung marschierten sie die Michaelsteiner Straße entlang, vorbei an der Gießerei zur Baustelle, unter den Augen der Einheimischen, die – wie andernorts auch – nach Kriegsende von dem Geschehen zumeist nichts mitbekommen haben wollten. Mit durchschnittlich etwa 500 Häftlinge war dieses Buchenwald-Außenlager „Porphyr“ belegt; Ende Oktober 1944 ordnete es die SS-Administration dem neu gegründeten Konzentrationslagerkomplex Mittelbau-Dora zu.

Schwerkranke waren nunmehr ins Revier nach Dora zu überstellen. Ein erster Transport mit 24 Kranken (22 Belgier, ein Deutscher und ein Pole) soll am 23. November 1944 abgegangen sein. Verstorbene brachte die SS anfangs in das Quedlinburger Krematorium, bald jedoch nach Buchenwald und ab Oktober 1944 nach Dora. Im Winter 1944/45, als die Wege unpassierbar waren, ließ die SS die Toten von Mithäftlingen nackt in Gruben am Nordrand des Lagers, außerhalb des Stacheldrahtes, verscharren. Neben der schweren körperlichen Arbeit setzte den Insassen des Außenlagers „Klosterwerke“ der ständige Hunger zu. Van Hoey berichtet: „Morgens bekamen wir nichts als ‚Ersatzkaffee‘, dessen einzig Gutes darin bestand, dass wir ein warmes Getränk zu uns nehmen konnten. Mittags wurde Suppe ausgeteilt: immer Kohlsuppe, ohne ein Fettauge oder ein Stück Fleisch, und dazu ein paar Pellkartoffeln“. Abends sah es nicht besser aus. Drei, später sogar vier Häftlinge mussten sich ein hartes Kommissbrot teilen. „Um eine gerechte Verteilung zu garantieren, machte man sich primitive Waagen zum grammgenauen Abwiegen des Brotes. Nach dem Abwiegen wurde noch um die Reihenfolge gelost, in der genommen werden durfte“. In der Anfangszeit gab die SS noch ein wenig Margarine oder Marmelade aus. Aber auch das entfiel bald, so dass sich die Häftlinge zum Überleben mit allem ernährten, was nicht giftig war. Um den 3. April 1945 dürfte der Lagerführer Johann Mirbeth den Befehl erhalten haben, das Außenkommando zu räumen.

Als Vorzeichen der bevorstehenden Schließung wurden am 4. April 1945 die 48 Revierkranken des Lagers nach Dora verlegt; zwei überlebten die etwa vierstündige Fahrt nicht. Die 46, die die Fahrt überstanden, zwängte die SS gleich in die überfüllten Waggons des ersten Evakuierungstransportes aus „Dora“, der abfahrbereit nach Bergen-Belsen auf dem Lagerbahnhof stand. In Blankenburg verließen am 6. April die marschfähigen KZ-Zwangsarbeiter das Lager. Zwanzig, die völlig entkräftet den Strapazen eines solchen Marsches nicht gewachsen gewesen wären, ließ man im Lager zurück. Sie wurden am folgenden Tag zusammen mit den Insassen aus Harzungen ins KZ Beendorf bei Helmstedt geschafft. Lagerführer Mirbeth hatte die Häftlinge in Kolonnen zu je hundert gruppiert; gegen elf Uhr begann der Abmarsch. Wer nicht folgen konnte, wurde von den SS-Bewachern erschossen. Die Kolonne zog über Halberstadt, Egeln und Ottersleben nach Magdeburg.

Am 8. April bei Tagesanbruch wurde die Elbe überquert. Die KZ-Gefangenen marschierten weiter bis zu einem Seitenarm des Flusses, an dessen Ufer das Binnenschiff „Wilma“, ein ehemals holländischer Frachtkahn, lag. Im Laderaum des Kahns drängten sich bereits die Häftlinge des zweiten Blankenburger Außenkommandos „Turmalin“. Gemeinsam fuhr man sie elbabwärts bis Lauenburg. Um den 10. April erhielten die beiden Lagerkommandanten die Mitteilung, dass Neuengamme die Häftlinge nicht mehr aufnehmen könne. Daher nahm der Kahn nunmehr Kurs nach Norden über den Elbe-Lübeck-Kanal in Richtung Ostsee. Am Abend des 12. April 1945 legte die „Wilma“ in Lübeck an. Den weiteren Weg des doppelten Evakuierungstransports ins Holsteinische bestimmte der aus der Gegend stammende „Turmalin“-Lagerführer Max Schmidt, der nach einer Unterbringung in seiner Heimat suchte.

Noch auf dem Marsch über Bad Schwartau, Pohnsdorf, Curau nach Ahrensbök wurden Häftlinge erschossen. Im nächsten Ort Richtung Eutin, Barghorst, trennten sich die Wege. Das Kommando „Turmalin“ marschierte unter Lagerführer Max Schmidt nach Norden in Richtung Siblin. In einer großen Wellblechscheune etwa einen Kilometer außerhalb der Ortschaft, direkt an der Straße, wurden die Häftlinge einquartiert. Zwanzig, darunter die Mitglieder der Lagerkapelle Auschwitz-Fürstengrube, brachte Max Schmidt auf dem nahen Gut Neu-Glasau unter, dessen Pächter sein Vater war. Das Kommando der Klosterwerke verließ Barghorst nach Nordwesten und erreichte Gut Glasau am Abend des 13. April. Die SS sperrte die Häftlinge in eine große gemauerte Scheune.

Auch in Glasau gab es noch Häftlingsmorde. Nach zweieinhalb Wochen, am Morgen des 30. April, erschien ein schwedischer Rotkreuz-Offizier und erklärte in knappen Worten: „Alle Belgier, Holländer und Franzosen sind ab heute Nachmittag drei Uhr frei. Dann kommen Lastwagen, um sie nach Schweden zu bringen“. Zur angekündigten Zeit erschienen vier LKWs des Schwedischen Roten Kreuzes und brachten die westeuropäischen Häftlinge nach Lübeck auf die Schiffe „Magdalena“, und „Lillie Matthiesen“, die das Schwedische Rote Kreuz im Rahmen der „Bernadotte-Aktion“ zur Rettung nord- und westeuropäischer Häftlinge aus nationalsozialistischen Konzentrationslagern gechartert hatte. Die vom Roten Kreuz nicht übernommenen Häftlinge der „Klosterwerke“ sowie die Häftlinge von „Turmalin“ brachen ebenfalls auf. Kranke ließ man zurück, ihr weiteres Schicksal ist unbekannt; vermutlich haben die SS-Bewacher sie erschossen, allerdings lässt sich das nicht belegen.

Nachts vom 30. April auf den 1. Mai marschierte das Gros der Häftlinge in Richtung Neustadt und machte in einer alten Gutsscheune nahe Süsel Halt. Am folgenden Morgen erschienen erneut Fahrzeuge des Schwedischen Roten Kreuzes, nahmen weitere Häftlinge auf. Am 2. Mai trafen die übrigen Häftlinge, höchstens 300, in Neustadt ein, wurden mit Barkassen auf die im Hafen liegenden Schiffe der „Häftlingsflotte“ gebracht, 205 auf die „Cap Arcona“, die anderen auf die „Athen“. Am Nachmittag des 3. Mai griffen britische Jagdflugzeuge die „Cap Arcona“ an und schossen sie in Brand, so dass sie zur Todesfalle für die dort zusammengepferchten 4.000 Häftlinge wurde. Unter den wenigen Überlebenden waren auch einige Gefangene aus Blankenburg, so der Pianist und Dirigent Behr. Die westeuropäischen Häftlinge, die das Schwedische Rote Kreuz befreit hatte, erreichten am Morgen des 2. Mai 1945 trotz der Minengefahr auf der Ostsee unversehrt Trelleborg.

Während der Überfahrt starben noch zwei Häftlinge des Kommandos „Klosterwerke“, in Schweden trotz bester medizinischer Versorgung fünf weitere. Der wegen Bauchtyphus in das Krankenhaus von Halmstadt eingewiesene Albert van Hoey kämpfte 10 Wochen um sein Leben; fünf Wochen war er ohne Bewusstsein. Erst am 12. August 1945 konnte er in seine Heimat nach Belgien zurückkehren. Von den am 25. August 1944 in das Außenkommando der „Klosterwerke“ nach Blankenburg eingewiesenen Belgiern kamen trotz anfänglich gutem Gesundheitszustand und relativ kurzer Haftdauer mehr als 40 % ums Leben.

Nach Kriegsende ließ die SMAD die Stollenanlage im Eichenberg vollständig räumen. Ob von den „Klosterwerken“ bereits aufgestellte Produktionsmaschinen der Demontage anheimfielen, ist nicht bekannt. Den größten Teil der Baustelleneinrichtung kaufte die Bergbau AG Lothringen; ebenso übernahmen andere Firmen Materialien. Anfänglich war beabsichtigt, die unterirdische Anlage „Porphyr“ durch Sprengung vollkommen zu zerstören. Wegen der beträchtlichen Risiken nahm die russische Militäradministration letztendlich davon Abstand. Ein Bericht über die Liquidation der Militär- und Rüstungsobjekte in der SBZ vom 15. Februar 1949 führt unter Punkt 4 an: „Die unterirdische Fabrik zur Herstellung von Flugzeugteilen ‚Klosterwerke‘, die sich in unterirdischen Felsstollen mit einer Fläche von 18.000 qm in der Stadt Blankenburg, Land Sachsen-Anhalt, befindet, ist zur weiteren Nutzung nicht geeignet, kann jedoch auch nicht gesprengt werden, wenn man berücksichtigt, dass durch die Stollen dieser Stadt die Hochspannungsleitungen und Hauptabwasserleitungen laufen und oberhalb die Eisenbahnschienen liegen“. Stattdessen entschied sich die SMAD, die Stolleneingänge einbruchsicher zu verschließen. 2001 ließ das staatliche Hochbauamt den Stollen zur Sicherung verfüllen.

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